Facebook wird ein bisschen weniger sozial

Social Media, also soziale Medien, werden so genannt, weil sie das soziale Miteinander fördern. Doch der soziale Gedanke ist in den Hintergrund gerückt. Was YouTube, Instagram oder TikTok schon länger intensiv praktizieren, steht nun auch bei Branchengigant Facebook im Vordergund: der algorithmische Gedanke.

Anstatt telefonisch wird heute über Social Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und LinkedIn zum Geburtstag gratuliert. Anstatt eine Postkarte aus den Ferien zu schicken, werden jetzt Bilder auf diesen Plattformen gepostet. Aber die Zeiten, als sich Social Media nichts anderem als dem sozialen Austausch verpflichtet waren, sind vorbei.

Facebook wandelt sich zur Empfehlungsplattform

Die Beiträge auf Social Media werden nicht mehr nur den Followern zugestellt, sondern von programmierten Algorithmen querbeet verteilt. Instagram bestimmt schon länger selbst, wer welche Videos zu Gesicht bekommt. Jetzt übernimmt Facebook diese Praxis. Die Mutter aller sozialen Netzwerke stellt jedem einzelnen Mitglied Filmchen zu, die als perfekter Inhalt für genau dieses Mitglied beurteilt werden. Eine Plattform also, die Posts nicht mehr nur vermittelt, sondern auch empfiehlt. Bisher hat Facebook dieses Prinzip nur bei bezahlten Inhalten (Werbebeiträgen/Sponsored Content) angewendet.

Der Meta-Konzern als Eigentümer von Facebook nennt mehrere Gründe für die neue Strategie:

  1. Bessere Kontrolle der Posts – weniger problematische oder gefährliche Posts im Netz
  2. Günstigere Kontrolle der Posts
  3. Höherer Reputations- und Persönlichkeitsschutz der Social-Media-Userinnen und -User
  4. Steigerung der Effizienz: User sehen mehr Beiträge, die sie wirklich interessieren. Dies sei bei Beiträgen der «Freunde» nicht immer der Fall, so die Begründung von Meta.

 

Die bessere Kontrolle von Posts mit undemokratischen, gefährlichen Inhalten oder solchen mit skurrilen Verschwörungs-Theorien ist keineswegs negativ zu werten. Und trotzdem ist die Entwicklung mit einem negativen Touch behaftet: Das Netzwerk entscheidet damit auch, welche Informationen die User nicht mehr sehen können. Letztlich kontrollieren jetzt also die Netzwerke die Kommunikation auf ihren Plattformen. Mit einer kontrollierten, vielleicht sogar gefilterten Kommunikation kann Facebook – die Nummer 1 auf dem Globus – die Meinung von über einer Milliarde Menschen beeinflussen.

Zeitalter der künstlichen Medien

Statt politisch völlig wertfrei und absolut sozial agieren «Soziale Medien» also zusehends wie TV, Radio, Presse und Online-Zeitungen: häufig nach wirtschaftlichen Kriterien und mit Selbstauswahl der gezeigten Inhalte. Wetten, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis Facebook, Instagram und Co. auch eigene Beiträge kreieren und breit streuen werden?

Mit sozialen oder demokratischen Gedanken gepostete Beiträge – z.B. Feriengrüsse oder politische Meinungsäusserungen – werden nur noch Beigemüse sein. Beigemüse, dessen Veröffentlichung nicht mehr garantiert sein dürfte. Dazu kommt: Die Beiträge von Presse, Radio und TV werden von Menschen ausgewählt. Dagegen ist zu erwarten, dass die eigenen Beiträge von Social-Media-Plattformen durch Algorithmen, also Maschinen, platziert werden. Womit nach der künstlichen Intelligenz jetzt das Zeitalter der künstlichen Medien beginnt.

Wechsel längst im Gang

Mit dieser Praxis-Änderung riskiert Facebook, die unbestrittene Nummer 1 der älteren Generation, einen Vertrauensverlust bei eben dieser älteren Generation. Dies ist eine Gruppe, die noch mit natürlichen Medien aufgewachsen ist. Ob sich die Ü30-Generation aber dagegen wehren wird? Der Wechsel von den sozialen, natürlichen Medien zu rein profitorientierten, künstlichen, ist längst im Gang. Bisher ging dieser Wechsel fast geräuschlos und ohne allgemeinen Boykott vonstatten. Das dürfte künftig nicht anders sein.

Die Kommunikationsspezialisten und Vorwärtsmacher der Vinavant AG – der Agentur für Marketing und Kommunikation in Graubünden – kennen Social Media. Wir wissen, wie Sie die Plattformen für Marketingzwecke nutzen können. Wir sind Marketingexperten und optimieren Ihre Kampagne. Nehmen Sie mit uns Kontakt für ein unverbindliches Gespräch auf.

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